Dr. med.
Hanspeter Seiler
FMH Allgemeine Medizin
Ehemaliger Chefarzt der Bircher-Benner-Klinik Zürich
Im Dörfli
CH-8124 Maur
Switzerland
Tel: 0041 44 980 47 80
Fax: 0041 44 980 42 69
praxisseiler@bluewin.ch
www.hanspeterseiler.ch
Maur/Zürich, Juli 2009
An die Mitglieder des SVHA
Aktuelle H1N1-Influenza,
Evaluation der wichtigsten Epidemiemittel und Bereitstellung einer Nosode
Liebe KollegInnen
Wie dIer eine oder andere von Euch schon weiss, habe ich mich in obgenannter Sache etwas engagiert und auch schon vor einem Monat eine erste kleine Arbeit in Englisch auf der Netzseite Homeonet von David Kent Warkentin publiziert:
http://kenthomeopathic.com/homeonet/index.php?topic=1057.msg3214#msg3214
Obwohl man über die Gefährlichkeit der gegenwärtigen Epidemie in guten Treuen geteilter Meinung sein kann, sollten wir doch auch für das schlimmste Szenario vorbereitet sein; und nicht zuletzt auch aufgrund der bestehenden Verunsicherung der Bevölkerung scheint es mir sinnvoll, möglichst noch in der derzeitigen Anlaufphase der Epidemie auch das Arsenal der Homöopathie möglichst hochzurüsten. Zwar scheint die Infektion gegenwärtig in der Schweiz keineswegs wesentlich schwerer zu verlaufen als die gewohnten Influenza-Epidemien der vergangenen Jahre und Jahrzehnte, wo man in der homöopathischen Praxis meist noch reichlich Zeit für die individuelle Repertorisation zur Verfügung hatte und sich im Zuge derselben dann meistens in jeder Praxis ganz von selbst eine mehr oder weniger brauchbare Gruppe von Epidemiemitteln herausstellte, und wo auch die Notwendigkeit einer spezifischen Nosode nicht unbedingt gegeben war.
Sollte das aktuelle Virus aber an Gefährlichkeit zulegen, wären möglichst frühzeitig und sorgfältig evaluierte Epidemiemittel und allenfalls auch eine Nosode eine grosse Hilfe. Meine zwischenzeitlichen, recht zähflüssigen Diskussionen mit dem Bundesamt für Gesundheit, dem kantonsärztlichen Dienst sowie auch dem nationalen Influenza-Zentrum in Genf haben leider ergeben, dass es auf den offiziellen Kanälen ohne aufwändige Lancierung eines offiziellen Forschungsprojektes offenbar nicht möglich ist, an aktuelle PatientInnen und an Virusmaterial zum Herstellen einer Nosode heranzukommen.
Wie mir diese Woche zudem noch der LMHI-Präsident Ulrich Fischer als letzte Information mitgeteilt hat, ist auch international von Seiten der wissenschaftlichen Homöopathie nach der ersten Stellungnahme der LMHI, auf welcher ja auch meine erwähnte Publikation beruht, nichts mehr gelaufen.
Nachdem nun auch in der Schweiz die Anzahl der gemeldeten Fälle bereits in die Hunderte geht, wird die Wahrscheinlichkeit bereits in den nächsten Tagen sehr gross, dass die eine oder andere homöopathische Praxis hier in der Schweiz direkt mit PatientInnen in Kontakt kommt. Es wäre sehr sinnvoll, die bei dieser Gelegenheit erhebbaren homöopathischen Leitsymptome zentral zu dokumentieren und auszuwerten sowie möglichst bald auch das Material für die Zubereitung einer Nosode sicherzustellen. Als vorläufige Kontaktadresse kann meine Praxis dienen, soweit deren Kapazitäten ausreichen (für dringende Mitteilungen vor allem betreffend Nosoden-Herstellung noch meine Natelnummer: 079-223 73 32).
Solange wir noch derart knapp an direkten Patientenkontakten sind, möchte ich empfehlen, auch bei Euch in der Praxis nur indirekt bekannt werdende Infizierte aktiv zu kontaktieren und anzufragen, ob sie allenfalls bereit wären sich im Dienste des homöopathischen Epidemieprogrammes untersuchen zu lassen. Allenfalls könnte diese indirekte Kontaktaufnahme mit Betroffenen dann auch über meine Praxis erfolgen.
Bei direktem Kontakt mit einem Verdachtsfall sollte in Hinblick auf die saubere Dokumentation der Nosode in jedem Fall ein Abstrich entnommen und zur virologischen Abklärung eingesandt werden. Genaue Angaben zur Probenentnahme und zum Versand sind auf der Netzseite des virologischen Instituts der Uniklinik Zürich zu finden:
http://www.virology.uzh.ch/newsd/schweinegrippeDE.html#12
Für die Herstellung einer Nosode ist zu empfehlen, die beiden Abstriche aus dem Nasopharynx und dem hinteren Rachenraum nochmals zu entnehmen, die Spitzen der beiden Wattentupfer mit einer Schere abzuschneiden und im optimalen Fall direkt in Milchzucker bis zur C3 nach den Angaben Hahnemanns in § 270 des Organon zu potenzieren. Ich habe das notwendige Material zur Verfügung und könnte allenfalls auch kurzfristig vorbeikommen. Obwohl es sehr unwahrscheinlich ist, dass in der millionenfachen Milchzucker-Verreibung aktives Virus-Material überlebt, ist dieses Ausgangsmaterial C3 für die Herstellung weiterer Potenzen bis zur virologischen Kontrolle weiterhin als potenziell infektiös zu betrachten und entsprechend zu isolieren. Eine virologische Testung kann leicht erfolgen, indem man eine Messerspitze von dieser C3-Verreibung in einem weiteren Teströhrchen auflöst und dieses zur Kontrolle einsendet.
Besteht keine Möglichkeit zur sofortigen Verarbeitung, gibt es die folgende Alternative: Die beiden abgeschnittenen Spitzen der Abstrichtupfer können in der Konservierungslösung des Labors während sieben Tagen im Kühlschrank bei 4°C aufbewahrt werden und bleiben so virologisch aktiv. Zu diesem Zweck sollte - wie mir Prof. Wunderli vom virologischen Institut der Universität Zürich freundlicherweise mitteilte - die Lösung aber bis auf einen kleinen Rest entleert werden, so dass nur gerade die beiden Tupferspitzen mit der Lösung bedeckt bleiben. Das Röhrchen ist dann vertikal im Kühlschrank aufzubewahren. Zur homöopathischen Weiterverarbeitung kann dann die ganze Auflösung verwendet werden.
Ich hoffe sehr, dass wir damit hier in der Schweiz eine potentiell wichtige Pionierarbeit zur Vorbereitung auf die zu erwartende H1N1-Welle leisten können, und danke Euch zum Voraus für Eure Mitarbeit!
Mit herzlichen kollegialen Grüssen
Dr. med. Hanspeter Seiler