Hanspeter Seiler
Ausbildung und Werdegang

Geboren am 28.07.1947 in Chur. Mein Vater war Dr. iur. und Staatsschreiber des Kantons Graubünden, meine Mutter Sozialarbeiterin und Hausfrau. Primarschule und Gymnasium in Chur. 1967 Matura Typus A, Abschluss als Bester meines Jahrgangs.

Anschliessend der Familientradition folgend ein Semester an der juristischen Fakultät in Zürich, dann aber Wechsel zum Medizinstudium. Bereits als Mittelschüler nämlich war mein Interesse primär auf ganzheitliches Denken in der Naturwissenschaft ganz allgemein (Vorsokratiker, v. a. Pythagoras, sowie Goethe u. a.) und später natürlich speziell auch in der Medizin gerichtet, vor allem interessierten mich schon früh psychosomatische Zusammenhänge.

Auf diesem Gebiet schon im Studium Exkursionen abseits des offiziellen Lehrpfades, in erster Linie etwa ab 1968 intensive Beschäftigung mit den Lehren des Freud-Schülers Wilhelm Reich, dessen Werke (v. a. die „Charakteranalyse“) grundlegend für die moderne Bioenergetik (Arbeit über den Körper in der Psychotherapie) wurden. Reich postulierte auch eine moderne Version der uralten Theorie einer im menschlichen Körper strömenden und ihn im gesunden psychosomatischen Gleichgewicht erhaltenden universellen Lebensenergie. Dieses Modell, das sich auch in den theoretischen Grundlagen aller wesentlichen Systeme der Naturheilkunde findet (Akupunktur, Homöopathie, Lehre Bircher-Benners, Heilmagnetismus Mesmers u. a.), wurde zur Grundlage meines klinischen und weltanschaulichen Denkens.

In diesem Kontext schon etwa ab 1970 Beginn einer Ausbildung in Traditioneller Chinesischer Medizin bei Dr. med. G. Fisch und Prof. N. Van Nghi in Lausanne.

1972 für drei Monate Assistenzarztstellvertreter an der Kantonalen Psychiatrischen Klinik Herisau.

1974 Staatsexamen, ebenfalls mit Spitzenresultat (m. W. wieder als Bester meines Jahrgangs).

Ende 1974 bis Frühjahr 1976 chirurgische Ausbildung von eineinhalb Jahren Dauer an den Spitälern Rorschach und Thusis. In diese Zeit fiel auch das Abverdienen meines Leutnantgrades bei der Sanität.

Anschliessend für drei Monate Praxisassistenzen bei einem Allgemeinpraktiker in Bonaduz GR und bei einem Kurarzt in Schuls GR.

Während der Studien- und Assistentenzeit auch langjähriges politisches Enegangement, zuletzt als Redaktor der linksgrünen Alternativzeitschrift „VIVA“ in Graubünden.

Ab Herbst 1976 für ein Jahr Assistenzarzt an der kantonalen psychiatrischen Klinik St. Pirminsberg in Pfäfers SG. In dieser Zeit auch intensive Ausbildung und Selbsterfahrung in Reichscher Bioenergetik bei dipl. psych. Bruno Schneider in Zürich. Regelmässige Teilnahme an den Weiterbildungen der psychiatrischen Uni-Klinik Zürich.

Heirat mit Ursina Caflisch, Organistin; Geburt meiner ersten Tochter Flurina 1978.

Nach Berufung durch Klinikdirektor G. R. Brem von 1977 bis 1979 Klinikarzt an der biologischen Kurklinik Vita Sana in Breganzona TI. Diese rein naturheilkundlich konzipierte Kurklinik war erst vor kurzem eröffnet worden und wurde in wesentlichen Aspekten auch von mir aufgebaut.

Parallel dazu praktische TCM-Weiterausbildung bei Dr. med. H. Casparis, vor allem aber auch Beginn der homöopathischen Ausbildung bei Dres. med. E. Bauer, D. Senn und J. Künzli als künftiges Schwergewicht meiner ärztlichen Tätigkeit.

In diese intensive Aufbauarbeit im Tessin fielen auch meine ersten Grundlagenforschungen zum Lebensenergie-Konzept, welche u.a. auch physikalische und klinische Experimente mit dem Reichschen Orgon-Akkumulator (einem Gerät zur Anreicherung der kosmischen Lebensenergie) beinhalteten.

Auch erforschte ich mittels Fragebogen die Langzeiterfolge meiner Kurbehandlungen und wertete sie systematisch aus. Diese meine erste selbständige wissenschaftliche Arbeit blieb allerdings unveröffentlicht. Sie war Bestandteil meiner Bemühungen, aus dem Riesenhaufen des alternativmedizinischen Therapieangebotes aufgrund praktischer Erfahrung die reichlich vorhandene Spreu vom Weizen zu scheiden und diesen mit den positiven Ansätzen der Schulmedizin zu einer neuen integrierten Ganzheitsmedizin zu vereinigen.

1979 trat mein homöopathischer Lehrer Dr. Senn aus Lausanne mit dem Wunsch an mich heran, ihn als seinen Stellvertreter und Nachfolger (er war damals schon etwa 70jährig) nach Zürich zu begleiten, wo er die Bircher-Benner-Klinik als neuer Chefarzt übernehmen werde. Ich sagte begeistert zu, denn schon lange lockte mich meine geistige Heimatstadt mit ihrer um ein Vielfaches besseren Infrastruktur für meine geplanten wissenschaftlichen Arbeiten. Einen Monat vor dem geplanten Stellenantritt aber machte die Klinik völlig überraschend Konkurs. In der Zwischenzeit aber hatte ich glücklicherweise auch die bisherige und nun wieder eingestellte Chefärztin Frau Dr. med. D. Liechti kennengelernt, die mich dann grosszügigerweise aus der Konkursmasse Ihres Konkurrenten zu übernehmen bereit war - allerdings nun nicht auf der obersten Stufe ihres Mitarbeiterstabes, sondern auf der untersten als Assistenzarzt! Unter Frau Liechtis Nachfolger PD Dr. med. S. Jenny in den nächsten Jahren auch gründliche intermedizinische Ausbildung und Aufstieg zum Leitenden Arzt für Homöopathie. Beginn einer eigenen Ausbildungs- und Publikationstätigkeit auf meinem Fachgebiet.

Auch ermöglichten mir die Zürcher Bibliotheken die Aufnahme grösserer Forschungsarbeiten über die naturwissenschaftlichen und historischen Grundlagen erfahrungsmedizinischer Konzepte, von denen ich das eine oder andere Projekt als Dissertation zu realisieren hoffte. So konnte ich 1986 als erstes ganzheitswissenschaftliches Grundlagenwerk das Buch „Der Kosmonenraum, Untertitel: Ansätze zu einer ganzheitlichen Betrachtung von Raum, Zeit, Leben und Materie aufgrund einer erweiterten Neuformulierung der Physik F. A. Mesmers“ publizieren (der Arzt F. A. Mesmer war der Begründer des wissenschaftlichen Heilmagnetismus). Diese Arbeit wurde zumindest in alternativen Kreisen gut aufgenommen, ermöglichte mir die Teilnahme an mehreren Kongressen und brachte viele interessante Kontakte.

Auch gelang es mir schliesslich, mein langjähriges Forschungsprojekt über die praktische Arbeitsweise des Begründers der Homöopathie Dr. med. S. Hahnemann endlich zu einem Abschluss zu bringen. „Die Entwicklung von Hahnemanns ärztlicher Praxis, Untertitel: anhand ausgewählter Krankengeschichten“ erschien 1988. Dank der Mithilfe von Prof. Koelbing (Universität Zürich) konnte diese Arbeit auch als medizinhistorische Dissertation aufgenommen werden. Sie ist vor allem in homöopathischen Kreisen auf grossen Anklang gestossen und anerkanntermassen nicht nur von medizinhistorischem, sondern auch von grossem praktischem Interesse.

Infolge instabiler Situation der Klinik eröffnete ich 1984 in Zürich eine unabhängige Praxis für Klassische Homöopathie, Ernährungsmedizin und Psychosomatik und arbeitete nur noch mit einem reduzierten Pensum an der Klinik.

1985 verheiratete ich mich in zweiter Ehe mit Christina Balzer, welche als Krankenschwester und Therapeutin seither auch in meiner Praxis tätig ist. 1986 Geburt des Sohnes Andreas, 1992 der zweiten Tochter Katharina.

1991 konnte ich nach diversen Chefarztwechseln die an den Rand des Abgrunds geratene Bircher-Klinik zu einem letzten Rettungsversuch als Chefarzt übernehmen. In diesem Zusammenhang verstärktes Engagement in der Ernährungswissenschaft, was sich in der Buchpublikation „Nahrung als Heilmittel“ niederschlug.

Neben den klassischen Domänen der Ernährungsmedizin, Psychosomatik und Physiotherapie wurden an der Klinik neu die klassische Homöopathie und Yoga eingeführt. Zusätzlich wurde neben der Spital- auch eine Kurabteilung geschaffen. Die Anfangserfolge dieses Konzepts waren derart überzeugend, dass der Verwaltungsrat ein Mehrmillionen-Projekt für Um- und Ausbau der Klinik bewilligte, welches 1992 denn auch in Angriff genommen wurde.

Im Rahmen des damals einsetzenden „Spitalsterbens“ im Kanton Zürich geriet die Privatklinik Bircher-Benner dann aber ganz besonders unter Druck der Sparmassnahmen vor allem von Seiten der Krankenkassen, welche für ganzheitsmedizinische Indikationen kaum noch Kostengutsprachen erteilten. Zusammen mit den massiven Immissionen während des Umbaues führte dies zu einem Patientenrückgang, welcher schliesslich 1994 den Verwaltungsrat zur Schliessung der Klinik veranlasste.

Deshalb eröffnete ich im Herbst 1994 erneut eine selbständige Praxis in meinem Wohnort Maur, wobei ich aber von Anfang an mindestens 25% meiner Arbeitskapazität für Forschungs- und Publikationsarbeiten freisetzte. Die durch diese idealistische Arbeitsweise bedingten Verdienstausfälle wurden teilweise durch Unterstützungsbeiträge aus meinem Patienten- und Freundeskreis kompensiert. So konnte 2001 meine grösste praktische Buchpublikation „Die Weiheschen Druckpunkte“ im renommierten Haug-Verlag erscheinen. Das Buch entwickelte sich sofort zum Standardwerk dieser wichtigen diagnostischen Ergänzung der klassischen Homöopathie und erschien 2010 in 3. Auflage.

Daneben zahlreiche weitere Artikelpublikationen und regelmässige praktische Ausbildungstätigkeit in meiner Praxis, seit 2007 auch Beschäftigung einer homöopathischen Assistentin. Vor allem auch permanente Weiterarbeit an meiner schon 1978 begonnenen Verbesserung und Ergänzung des klassischen homöopathischen Repertoriums, seit 1994 auch in Computer-Version. Zusätzlich bin ich weiterhin zeitweise als Dozent für Klassische Homöopathie in einen Vorlesungszyklus der Universität Zürich integriert und führe regelmässig Vorträge und Seminarien im In- und Ausland durch.

 

Maur bei Zürich, im Sommer 2012