Eine neue Form der kombinierten Lichttherapie
von Dr. med. Hanspeter Seiler
1. Die Bedeutung des Lichtes für die Gesundheit
Wir Menschen sind stammesgeschichtlich alle Afrikaner. Das heisst, dass wir viele hunderttausend Jahre unserer Entwicklungsgeschichte unbekleidet unter zumindest kurzfristig starker Sonnenbestrahlung gelebt haben, worauf sich unser Organismus körperlich und seelisch vollumfänglich eingestellt hat.
Die wichtigste physische Wirkung des natürlichen Sonnenlichtes ist die Bildung des sehr bedeutenden Vitamins D in der Haut unter Einwirkung der ultravioletten (UV-)Strahlung. Seit dem Auszug aus dem afrikanischen Urwaldparadies und der Besiedelung nördlicherer Regionen unseres Planeten leiden wir deshalb alle unter einem chronischen Sonnenmangel mit Tendenz zu Vitamin-D-Defizit.
Auf der seelischen Ebene hat das sichtbare Lichtspektrum über die Augen eine aufhellende und stimulierende Wirkung, deren Ausfall sich durch die in den nördlichen Breitengraden recht häufigen herbstlichen und winterlichen Stimmungstiefs bemerkbar macht.
Die Wärmestrahlung der Sonne im infraroten Bereich führt zu Durchwärmung, muskulärer Entspannung und vermehrter Durchblutung.
Dies sind nur die hauptsächlichen Eckpfeiler der positiven Sonnenwirkung, es gibt noch zahlreiche andere positive Effekte, die wir hier aber nicht im einzelnen anführen wollen und die vielleicht teilweise auch noch gar nicht entdeckt sind.
Andererseits aber ist auch bewiesen, dass zu viel Sonnenbestrahlung verbunden mit anderen belastenden Faktoren zu weissem Hautkrebs führen kann, wofür vor allem unkontrollierte UV-Strahlung in zu hoher Dosis verantwortlich ist. Auch hier gilt wie überall die wichtige Regel des Paracelsus, dass einzig und allein die richtige Dosis darüber entscheidet, ob ein natürlicher Ausseneinfluss sich schädigend oder positiv auswirkt!
2. Die Behandlung des Vitamin-D-Mangels mittels UV-Bestrahlung
Die übliche schulmedizinische Behandlung des Vitamin-D-Mangels besteht in der Einnahme von Vitamin-D-haltigen Tropfen, unterstützt durch Nahrungsmittel, welche viel Vitamin D enthalten, zum Beispiel fetthaltige Fische oder auch unter natürlicher Lichtzufuhr gewachsene Pilze. Die Zufuhr von Vitamin D durch den Mund stellt aber nicht den primären Versorgungsweg dar, dieser verläuft unter natürlichen Bedingungen zum allergrössten Teil über das Licht. Bisher allerdings hat man unter korrekt dosierter Vitamin-D-Zufuhr durch Tropfen keine negativen Wirkungen gefunden. Es kann aber keineswegs ausgeschlossen werden, dass bei der in den letzten Jahren stark zunehmenden Verwendung von Vitamin-D-Präparaten in stets nach oben angepasster Dosierung und über immer grössere Zeiträume hinweg allenfalls doch noch Nebenwirkungen beobachtet werden könnten, wie dies bei anderen Kunstvitaminen ja ebenfalls erst im Nachhinein festgestellt wurde.
Erfreulicherweise aber haben nun neuere Experimente gezeigt, dass eine frequenzmässig optimierte und exakt dosierte Ultraviolett-Bestrahlung eine alternative Behandlungsmöglichkeit des Vitamin-D-Mangels darstellt, welche dem natürlichen Versorgungsweg um Einiges näher kommt. Die sogenannte Schmalband-UV-Bestrahlung im 311-Nanometer-Bereich, welche schon seit vielen Jahren zur Therapie gewisser Hautkrankheiten wie Psoriasis angewandt wird, bewirkt auch schon in relativ schwacher Dosis einen deutlichen Anstieg des Vitamin-D–Spiegels. Diese allein durch Licht bewirkte Vitaminzufuhr ist der materiellen Gabe in Tropfenform durchaus gleichwertig, ja sie wirkt möglicherweise sogar nachhaltiger. Punkto Krebsgefährdung durch Schmalband-UV haben neuere Studien Entwarnung gegeben: Selbst bei langfristigen und mittels höheren Dosen behandelten Psoriasis-PatientInnen hat es sich gezeigt, dass bei ärztlich überwachter Anwendung dieser Bestrahlungsform keinerlei erhöhtes Karzinomrisiko festgestellt werden konnte.
Praktisch wird die Behandlung wie folgt durchgeführt: Um eine möglichst gleichmässige Rundum-Bestrahlung der Haut ohne Druckstellen zu erreichen, erfolgt die Behandlung nicht liegend, sondern in einer völlig gleichmässig ausgeleuchteten Stehkabine. Als Innovation unserer Praxis wurde diese Stehkabine so umgebaut, dass der Gesichtsbereich wesentlich weniger bestrahlt wird als bei der üblichen Psoriasis-Behandlung. Das Gesicht und die unbehaarte Kopfhaut sind ja auch bei unserer heutigen Lebensweise der Sonnenstrahlung sehr viel mehr ausgesetzt als die bekleideten Körperpartien und zeigen deshalb auch die höchste Anfälligkeit für weissen Hautkrebs, weshalb hier eine zusätzliche UV-Belastung selbst im relativ harmlosen Schmalbandbereich vermieden werden soll. Die Augen sollen aber auch so durch eine spezielle UV-Brille geschützt werden.
Zu Beginn der Behandlung wird die Anfangsdosis je nach Hauttyp individuell ausgewählt, worauf dann die auf die Sekunde genau angepasste Behandlungszeit je nach individueller Reaktion schrittweise erhöht werden kann. Die Dauer einer Einzelbehandlung liegt etwa zwischen 30 Sekunden und 3 Minuten, worauf sich das Gerät automatisch ausschaltet. Zur Intensivbehandlung eines Vitamin-D-Mangels kann bis drei Mal wöchentlich bestrahlt werden, meist aber genügt eine Behandlung ein- bis zweimal wöchentlich über insgesamt etwa 20 Therapiesitzungen.
3. Die ergänzende Behandlung mittels sichtbarem Licht und Infrarot
Um insgesamt eine möglichst naturgemässe und doch unschädliche Sonnentherapie zu bewirken, wird anschliessend an die Hochenergie-Bestrahlung im UV-Bereich auf einer bequemen Liege noch eine niedrig dosierte Nachbehandlung mit modernen, möglichst naturnahen Vollspektrum-Sonnenlampen durchgeführt. Frei wählbare Licht-Reflektoren in Gold-, Silber- oder Rottönung ermöglichen zudem eine individuelle Feinabstimmung der Behandlung, welche nun vor allem auch über die Augen aufgenommen werden soll. Die eingesetzte Lichtstärke genügt für die über die Augen vermittelte antidepressive Wirkung des Lichtes, wobei bei ausgeprägteren Formen der saisonalen Stimmungsschwankung eine ergänzende tägliche Behandlung mittels einfacheren Vollspektrum-Lampen auch zu Hause durchgeführt werden sollte.
Parallel zur Vollspektrum-Behandlung im Kopfbereich wird von den Füssen her über einen Deckenstrahler zusätzlich noch wärmendes und entspannendes Infrarot zugeführt, dessen Intensität ebenfalls individuell angepasst werden kann.
Dieses kombinierte, nebenwirkungsfreie Lichtbad kann je nach individuellem Wohlbefinden während 10 bis 20 Minuten frei genossen werden, womit der Behandlungszyklus seinen Abschluss findet.
4. Kosten und Nutzen
Die Behandlung des Vitamin-D-Mangels mittels von den Krankenkassen nicht übernommener Lichttherapie ist zweifelsohne zeitlich und finanziell wesentlich aufwendiger (SFr. 30.- pro Sitzung von ca. 20-30 Minuten) als die Einnahme von Tropfen, die zudem sehr preisgünstig und erst noch kassenpflichtig sind. Aus der Sicht der Ganzheitsmedizin aber ist der naturgemässere Weg der Lichttherapie dennoch vorzuziehen. Moderne Technik gepaart mit neuem Bewusstsein ermöglichen es uns ja heute, sowohl in der Ernährung als auch in der Lichtumgebung wieder viel näher zu unseren ursprünglichen, artgerechten Lebensbedingungen zurückzukehren, als dies noch vor Kurzem denkbar war.
Gönnen wir uns also vor allem in der dunklen Jahreszeit ganz bewusst eine halbe Stunde möglichst naturgemässe, hochwertige und lustvolle „Lichtnahrung“, genauso wie wir uns auch einmal ein feines Essen im Bio-Restaurant leisten!